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„Moderate Taliban“ an die Regierung?

Thomas Ruttig berichtete in der taz über einen “Versöhnungsplan mit Taliban”. So neu ist das nicht, der Präsident der Islamischen Republik Afghanistan Karzai hatte schon früher den “afghanischen Taliban” eine Zusammenarbeit angeboten – in Abgrenzung zu den “ausländischen Taliban”. Dieses Angebot schloss selbst Taliban-Führer Mullah Omar ein – nicht aber die arabischen Al-Kaida-Kämpfer.

Doch unterdessen werden andere Gruppen der Aufständischen bereits in die Regierung eingebunden. Faheem Dashty, Chefredakteur der unabhängigen Zeitung “Kabul Weekly”, ein früherer Mitarbeiter von Ahmed Shah Masoud, der am 9.9.2001 einem Al Kaida Attentat zum Opfer fiel, wies in einem Gespräch mit Marc Thörner in der Zeitung “Die Aktion Nr. 214 darauf hin, dass bereits heute Teile der Islamistischen Gruppe von Hekmatyar in die Regierung Karsai integriert sind:

Die meisten Schlüsselmitglieder der Hekmatyar-Gruppe sind bereits in der Regierung gelandet. Der Kultur- und Informationsminister ist einer von ihnen. Der Generalstaatsanwalt in ein anderes Mitglied der Hekmatyar-Islamisten. Elf Provinzgouverneure stammen aus der Hekmatyar-Islamisten-Partei. Das ist dieselbe Partei, die mit den Taliban verbündet ist und gegen die Regierungstruppen und ihre internationalen Verbündeten kämpfen.

Auch bei der Bildung einer neuen Regierung soll sich nach den Vorstellungen von Präsident Karzai daran wenig zu ändern, wie man diesem Bericht von Thomas Ruttig über die von Karzai vorgeschlagenen Minister entnehmen kann:

Secondly, it looks as if Hezb-e Islami and Jamiat-e Islami (the latter party closer to the opposition than to the Karzai camp) are more prominently present

Ruttig weist darauf hin, dass mit Abdul Hadi Arghandiwal als designiertem Wirtschaftsminister und Arsala Jamal, als Minister für “Tribal Affairs” vorgesehen, weitere Mitglied der Hekmatjar-Partei in die Regierung einziehen sollen.

Wie kommentierte dies noch der afghanische Journalist Faheem Dashty?

„Nach der Zeit der Mudschaheddin und der Taliban entwickelt sich in Afghanistan zur Zeit die dritte Art des Fundamentalismus.” Und alle drei Varianten, sagt Dashty sarkastisch, seien vom Westen gefördert worden. “Oder genauer: die letzte wird es gerade.” Marc Thörner, Krieg am Hindukusch Die Aktion 214 Seite 69.

Auf Thörners Ende Februar im Nautilus Verlag erscheinendes Buch “Afghanistan Code Reportagen über Krieg und Fundamentalismus” darf man gespannt sein.

Wilhelm Achelpöhler

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